Religionsklassen gestalten "Zukunftsgarten"
Seit fast 30 Jahren unterrichtet Helga Zintl Katholische Religion. Mit ihren Klassen an der HAK/HAS in Wiener Neustadt behandelt sie daher auch den großen Bereich der Schöpfungsverantwortung immer wieder in ganz unterschiedlichen Aspekten im Unterricht. Die Schule ist zudem Teil des PILGRIM-Netzwerks — die gesamte Schulgemeinschaft setzt unter dem Motto "Bewusst leben – Zukunft geben" Nachhaltigkeitsprojekte um, die neben einer ökologisch-sozialen Ausrichtung immer auch eine "religiös-ethisch-philosophische Bildungsdimension" aufweisen. Ganz im Sinne also der engagierten Religionslehrerin. "Die ganze Schule arbeitet an Nachhaltigkeitsprojekten", erzählt sie.
Vorbild: Gartenprojekt im ungarischen Nyárliget
Das Thema Nachhaltigkeit liegt Helga Zintl persönlich sehr am Herzen und den "Zukunftsgarten" trägt die Religionslehrerin gar schon seit Jahren mit sich herum. In Ungarn lernte sie das Projekt eines österreichischen Landschaftsökologen kennen, der in seinem Garten in Nyárliget nahe dem burgenländischen Pamhagen Pflanzen aus aller Welt versammelt hat, die mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen.
Schon damals entstand die Idee, einen solchen Garten als Schulprojekt umzusetzen. Doch es fehlte der geeignete Platz. Erst im letzten Herbst brachte ein Kontakt zur Stadt die Lösung: Im Akademiepark wurde nicht nur eine Stelle gefunden, an der die rund 100 Quadratmeter angelegt werden dürfen; die Stadt unterstütz zudem auch bei der Anlage und weiteren Betreuung des Gartens.
Umsetzung klassen- und fächerübergreifend
Im vergangenen Oktober unternahm Helga Zintl mit den Religionsgruppen mehrerer Klassen schließlich eine Exkursion zum Gartenprojekt in Nyárliget. Danach ging es an die weitere Umsetzung. Die Schülerinnen und Schüler wurden und werden von der Planung bis zur Durchführung und laufenden gärtnerischen Betreuung eingebunden.
Dafür wird das Projekt an der Schule ganz selbstverständlich fächerübergreifend in Angriff genommen: Beispielsweise wurde in den kaufmännischen Fächern die budgetäre Planung für den Garten erarbeitet. Von der Kostenrechnung bis hin zum Einholen von Angeboten arbeiteten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler mit.
PädagogInnen des Fachs Naturwissenschaften unterstützen bei allen pflanzenkundlichen Themen: Irene Paar unterrichtet Naturwissenschaften an der HAK/HAS Wiener Neustadt und ist auch beim Einsetzen der Pflanzen dabei. Sie vermittelt ihren Schülerinnen und Schülern im Rahmen der Arbeit am Zukunftsgarten Detailwissen zu den einzelnen Arten, die angepflanzt werden.
Das klassen- wie fächerübergreifende Arbeiten empfindet Irene Paar als besonders bereichernd, wie sie erzählt. Die Mitarbeit am Zukunftsgarten erfolgt im Übrigen in großen Teilen abseits des Unterrichts, also freiwillig und in der Freizeit der Schülerinnen und Schüler. Nur ein Teil der Projektarbeit wird im Rahmen des schulischen Unterrichts durchgeführt. Das zeigt die große Unterstützung durch die gesamte Schulgemeinschaft. So hat etwa auch der Elternverein sich für den Zukunftsgarten engagiert.
"Alle wurden einbezogen, um das Projekt zu ermöglichen" Schülerin Celine (18) ist seit Beginn dabei. Sie findet es gut, dass ihre Schule dieses Nachhaltigkeitsprojekt möglich macht. "Ich finde super, dass wir auch wirklich etwas tun können", sagt sie. Besonders gut habe ihr gefallen, "dass alle Schüler zusammengearbeitet haben und dass alles freiwillig war. Alle wurden einbezogen, um das Projekt zu ermöglichen."
Celine hat gemeinsam mit ihrer Schulkollegin Katharina (18) eine Spendenaktion an der Schule durchgeführt, um Geld für die Pflanzen zu sammeln. "Wir sind im Rahmen des Betriebswirtschaftsunterrichts durch alle Klassen gegangen", erzählt Katharina. "In den Klassen haben wir das Projekt präsentiert und die SchülerInnen haben gespendet." Auf diese Weise konnten mehrere hundert Euro gesammelt werden.
Für ihre engagierte Religionslehrerin finden Celine und Katharina sehr lobende Worte. Helga Zintl gestalte ihren Religionsunterricht immer spannend, erzählen die Schülerinnen. Was großen Anklang bei ihnen findet: Die Pädagogin versuche eigentlich immer, aktuelle Themen in ihren Religionsunterricht einzubeziehen. Das mache den Unterricht besonders interessant, sind sich die beiden Schülerinnen einig.
Ein Projekt mit tatkräftigem Inhalt
Helga Zintl selbst sieht das alles als recht selbstverständlich. Sie führe generell sehr gerne soziale und kreative Projekte durch mit ihren Religionsklassen, erzählt die Pädagogin — ob Weinlese, Brotbacken oder Weihnachtskekse backen im Pflegeheim. Die Jahresinitiative des Wiener Schulamtes nimmt sie entsprechend sehr positiv wahr.
"Als ich von 'wertvoll & tatkräftig' gehört habe, war mir klar: Das ist genau das, was wir hier mit unserem 'Zukunftsgarten' verwirklichen wollen", erzählt Helga Zintl. Für sie ist der Name der Jahresinitiative absolut selbsterklärend. Es sei "sehr wertvoll, dass Dinge auch in die Tat umgesetzt werden", lautet das Resümee der Religionslehrerin.
Weitere fotografische Eindrücke vom Zukunftsgarten