Salzburger Erzbischof: "Religionsunterricht eröffnet Sinnhorizont"
Für Erzbischof Franz Lackner ist der Religionsunterricht ein "wichtiger Ort der religiösen Beheimatung". Selbstverständlich gehe es im Religionsunterricht auch um Fragen der Ethik, erklärt der Salzburger Bischof anlässlich der Kampagne. Dabei handle es sich aber um keine christliche Sondermoral. „Das wahrhaft Menschliche ist menschlich für religiöse sowie für nicht religiöse Menschen. Das macht Christen allianz- und dialogfähig mit Nicht- oder Andersgläubigen, mit anderen Religionen."
Der Mensch als "Geborgenheitswesen"
Eine christliche Besonderheit besteht allerdings laut Lackner darin, dass der Glaube einen Sinnhorizont eröffne, der motivierend auf ethisches Verhalten einwirken könne. „Christlicher Religionsunterricht trägt zur Reflexion und Vermittlung dieses Sinnhorizonts bei und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des ethischen Bewusstseins unserer Gesellschaft. Wir Menschen sind Geborgenheitswesen. Die Endlichkeit und Vorläufigkeit unseres Handelns braucht auch im Bereich der Ethik eine Rückbindung an eine letzte Instanz, die birgt und bürgt und eine letzte Gerechtigkeit ermöglicht: Gott.“
Wie der Erzbischof unterstreicht, werden Ethik und Fragen der individuellen Persönlichkeitsentwicklung im Religionsunterricht um die christlich-katholische Dimension ergänzt: „Ein Mehrwert, ein Zugewinn in der Bildung einer Sprachfähigkeit, die zur differenzierten und verständigen Beteiligung an gesellschaftlichen Diskursen befähigt.“ Der Religionsunterricht trage weiters zur Orientierung bei, wenn sich drängende Lebens- und Glaubensfragen stellten. „Mehr noch: In den darin verhandelten Diskursen und ethischen Handlungsfeldern werden Impulse und Anregungen für ein erfülltes und für den Nächsten und die Gesellschaft fruchtbringendes Leben mitgegeben.“
RELIGIONSUNTERRICHT IN DER ERZDIÖZESE SALZBURG
92,4 Prozent aller katholischen Schülerinnen und Schüler in der Erzdiözese Salzburg nahmen im Schuljahr 2019/20 am Religionsunterricht teil – insgesamt 55.045 Kinder und Jugendliche. Ihren Unterricht gestalteten 770 Religionslehrerinnen und -lehrer.
Genaue Zahlen und Daten zum Religionsunterricht in der Erzdiözese Salzburg (PDF)
Schulamtsleiter Sagmeister: Antworten auf Sinnfragen
„Kein Mensch kommt ohne irgendwelche Orientierungsmaßstäbe oder etwas, was ihm auf Dauer Lebenssinn gibt, aus“, ist der Leiter und Rektor des Amts für Schule und Bildung in der Erzdiözese Salzburg, Raimund Sagmeister, überzeugt. Er bezieht sich dabei auf den bekannten Philosophen und Psychoanalytiker Erich Fromm. Für diesen gehe es nicht um die Frage, ob der Mensch Religion habe, sondern welche Art Religion. „Deshalb möchte Religionsunterricht einerseits Antworten auf letzte Sinnfragen des Menschen geben und eine persönliche Bildung in existenziellen Fragen fördern. Andererseits werden urmenschliche Phänomene wie Vertrauen, Dankbarkeit, Verzeihen, Glücklichsein, Hilfsbereitschaft, Freude und Hoffnung angesprochen“, erläutert Sagmeister.
Für den Schulamtsleiter beginnt religiöse Erziehung nicht damit, dass ein Kind in eine bestimmte Religion oder Konfession eingeführt wird. „Sie ist kein ,Zusatz‘ zur allgemeinen Erziehung.“ Religion fordere zur Entscheidung heraus und gültige Orientierungen im Leben brauchten eine entsprechende Begründung. „Religion bietet sich als ein Deutungsangebot an für menschliche Grundsituationen wie Geburt, Familiengründung, Tod, Grenzsituationen oder Lebenswenden.“
Schulamt der Erzdiözese Salzburg
Präsentieren die Kampagne ICH GLAUBE - JA: Erwin Konjecic, Geschäftsführender Direktor des Schulamts, Erzbischof Franz Lackner, Christa Fuchsberger, Referentin für Katholische Privatschulen in der Erzdiözese Salzburg sowie Schulamtsleiter Raimund Sagmeister (v. l.).